22.01.2020 – Peter Hupfauer, Finanzreferent
Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat,
der Haushalt ist das finanzielle Spiegelbild der Politik und unserer Entscheidungen der Vergangenheit. Wir beschließen heute nichts Neues, wir erteilen lediglich unsere Zustimmung zur Finanzierung, die der Kämmerer und sein Team aufgestellt haben.
Technisch gesehen ist der Haushalt nicht zu beanstanden, er erfüllt alle Anforderungen und ist eine finanzielle Punktlandung: Die vorgeschriebene Mindestrücklage wird erfüllt, die Rücklagen selbst sind auf einem Tiefststand und erst nach den jüngsten Zahlen ist nun für 2021 doch keine Neuverschuldung zu erwarten.
Politisch gesehen ist der Haushalt jedoch ein Alarmsignal. Obwohl Unterhaching eine wohlhabende Gemeinde ist und die Steuereinnahmen über die Jahre betrachtet gestiegen sind, sind wir weit davon entfernt, über die Mindestrücklagenzuführung hinaus auch kalkulatorische Kosten für die Instandhaltung unser Infrastruktur zu leisten oder gar ein finanzielles Polster aufzubauen. Die Gemeinde lebt Jahr für Jahr von der Hand in den Mund, längerfristige Projekte, wie die künftig von der Gemeinde zu leistende Sanierung der Straßen und Wege, finden sich im Finanzplan nur ansatzweise.
So löste auch die Diskussion über eine Lärmschutzmaßnahme an der A995 hier im Gremium eine reflexartige Ablehnung aus, da das Mantra ausgegeben worden war, dafür sei kein Geld da. Dies führte am Ende dazu, dass – bis auf der FDP – alle Fraktionen hier im Gemeinderat am 13.11.2018 gegen die Aufstellung eines Bebauungsplanes zur ordnungsgemäßen Fortführung der beschlossenen Machbarkeitsstudie gestimmt haben. Verfahrenstechnisch ist das Thema damit im Moment tot und kann bestenfalls nach der Wahl wieder aufgegriffen werden. Der aktuelle Grabenkrieg um Angebote und Gutachtermeinungen führt zu nichts und ist dem Wahlkampf geschuldet. Die FDP, die auch den Antrag zur Machbarkeitsstudie am 25.01.2017 gestellt hatte, sieht hier den Gemeinderat in der Pflicht, das Thema endlich ordentlich aufzubereiten und anhand belastbarer Fakten zu beschließen.
Warum sind uns finanziell die Hände so gebunden?
Die Antwort ist: Wir sind zu bequem geworden. Über die vielen Jahre hinweg haben wir bei den freiwilligen Leistungen und bei der Ausgestaltung mancher Pflichtaufgaben ein Finanzierungsvolumen aufgebaut, das uns als Gemeinde zunehmend den Gestaltungsraum nimmt.
Die jährliche Summe der Betriebsdefizite der wichtigsten Einrichtungen der Gemeinde beläuft sich aktuell auf 22,5 Millionen (inklusive kalkulatorischer Kosten, ohne Investitionen). Bei Schulen und Kinderbetreuung ist der Handlungsspielraum sicherlich geringer als bei anderen Einrichtungen, wir müssen aber als Gemeinderat nach der Wahl den Mut und die Geschlossenheit aufbringen, die Zielsetzungen für die Zukunft neu zu justieren.
Natürlich wollen wir nicht von einem Jahr auf das nächste den Rotstift zücken, aber wir müssen das Ruder wieder in die Hand nehmen und mittelfristig Prioritäten setzen – anstatt passiv einen Status quo zu bedienen.
Und bei den Zielen müssen wir wieder mehr „groß“ in Zusammenhängen denken, anstatt uns in einzelnen Maßnahmen zu verlieren. So ist es falsch, als Gemeinde über eine Kaufprämie den Kauf von Fahrrädern zu fördern. Als Gemeinde müssen wir für eine attraktive Infrastruktur, sprich gute Straßen und Wege, sorgen, was schon immer Aufgabe der Gemeinde war und daher gar keiner neuen Modeschlagwörter bedarf.
Was sind die großen Themen und Ziele?
Hierüber können die Meinungen sicherlich auseinandergehen, aber dafür werden ja in einer repräsentativen Demokratie der Gemeinderat als Entscheidungsgremium sowie der erste Bürgermeister als Vorsitzender des Gemeinderats und Chef der Verwaltung gewählt.
Wollen wir die beste Ortsentwicklung voranbringen, die einerseits den charakteristischen Bestand wahrt und sich dennoch der Frage stellt, wie sich Unterhaching in der Zukunft weiterentwickeln könnte und sollte? Auch der Kauf von Grundstücken kann hier eine entscheidende Rolle spielen.
Wollen wir uns moderne Straßen und Wege in Unterhaching auf die Fahnen schreiben, da die bestehende Infrastruktur deutlich in die Jahre gekommen ist und wir für alle Verkehrsteilnehmer, ob Auto-, Fahrradfahrer, Fußgänger oder den öffentlichen Nahverkehr eine attraktive Infrastruktur bereitstellen wollen? Für moderne Verkehrswege brauchen wir Köpfe in der Verwaltung für eine nachhaltige Planung und Geld für die Umsetzung.
Wollen wir die besten Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen in Unterhaching haben, also neben der reinen Erfüllung von Sollvorgaben auch qualitativ hochwertige und vielfältige Angebote? Als Sachaufwandsträger oder Betreiber können wir die Messlatte mitbestimmen.
Wollen wir mit einer modernen Verwaltung, eGovernment-Angeboten und einem bewussten Breitbandausbau Unterhaching für Unternehmen und Bürger smarter und zukunftsweisend machen?
Sicherlich gibt es auch noch andere wichtige Themenfelder und Ziele müssen auch parallel verfolgt werden, aber dennoch müssen Prioritäten gesetzt und Budgets veranschlagt werden, da weder die Manpower in der Verwaltung noch die finanziellen Mittel der Gemeinde unbegrenzt sind.
Ja, die Welt verändert sich, aber wir Liberalen sehen darin nichts, wovor man Angst haben muss. Wir sehen die Chancen positiv, es jeden Tag besser machen zu können. Als Individuum, als Unternehmer und in der Politik, die Rahmenbedingungen wie z.B. eine CO2 Steuer setzt.
Konzentriert auf die wirklichen Aufgaben der Gemeinde, zukunftsgewandt mit Weitsicht und Augenmaß, das ist unsere liberale kommunalpolitische Haltung. Fatal sind nur ein weiter-so und die Erklärung von einseitigen Zielsetzungen zum Primat der Politik. Bleiben wir frei und denken wir groß.